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Die digitale Stadtführung

Bleiben Sie zuhause! #staythefuckhome, So schützen Sie sich! Die Corona-Krise ist allgegenwärtig und beherrscht unser Leben und die Schlagzeilen. Täglich lesen wir neue Prognosen, neue Fallzahlen und wie weit die Wissenschaft bei der Erforschung eines Covid-19-Impfstoffes ist. Die Stadt Chur hat sich bereits zweimal mittels Brief an die Khurerinnen und Khurer gewandt  und ihnen nebst Tipps zur Wahrung der Gesundheit auch wertvolle Infos rund um Kurzarbeit, Kinderbetreuung und den Umgang mit alltäglichen Dienstleistungen gegeben. Auf Social Media kommen täglich neue «Challenges» hinzu, in Quartieren bekommt die Nachbarschaftshilfe wieder einen Stellenwert und wer auch nur kurz Luft schnappen will, hat sich bereits eine Rechtfertigung bereitgelegt, um die argwöhnischen Blicke zu besänftigen. Für einmal müssen wir alle dem neuen «Trend» namens Social Distancing folgen, aber ein paar Minuten frische Luft pro Tag ist nicht nur gut für den Körper, sondern auch für den Geist. 

Während der Notstand tobt, lernen wir viele einfache Dinge wieder zu schätzen. Zumindest mir ergeht es so. Und so vermisse ich persönlich unter anderem unsere schönen Gassen, die Pflastersteine, welche einen Grossteil unserer Altstadt säumen oder auch die wunderschön bemalten Häuser, an welchen wir oftmals achtlos  vorbeigehen. Als Inspiration für die Zeit nach #staythefuckhome liefere ich euch deshalb eine kleine digitale Altstadt-Führung:
 

«Die Tränen der Lukrezia»

Vor dem Hauptsitz der Graubündner Kantonalbank in der Poststrasse steht ein blauer, runder Brunnen. Für viele Churer dürfte er zum Stadtbild gehören, schliesslich steht er bereits seit 2005 an dieser Stelle. Er wurde vom Zürcher Künstler Christoph Haerle erschaffen und soll an den Bündner Freiheitshelden Jürg Jenatsch erinnern. 

Jenatsch wurde im Januar 1639 gleich um die Ecke, im damaligen Gasthaus «Zum staubigen Hütlein» ermordet. Eine rote Gedenktafel, nur wenige Schritte vom Brunnen entfernt, erzählt die Geschichte dieser historischen Tat. Jenatsch galt als der Retter Graubündens im Dreissigjährigen Krieg.

Der Brunnen ist gemäss einem Artikel im Churer Magazin der Romanfigur der Lukrezia gewidmet, die Jenatschs Geliebte symbolisiert. Die Geliebte hiess in der Realität jedoch Elisabeth von Planta und war die Tochter eines Widersachers Jenatschs.

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Das Symbol für eine trauernde Geliebte - der Brunnen vor der GKB. BILD NADIA KOHLER

Der Alien-Vater und sein Platz

Er ist eine Legende – der 2014 verstorbene Churer Künstler Hans Rudolf Giger, besser bekannt als H.R. Giger. Der Sohn eines Apothekers erhielt 1980 gar einen Oscar in der Kategorie «Beste visuelle Effekte» für sein Mitwirken im Hollywood-Klassiker «Alien». 
 
Bereits in den 1960er-Jahren prägte Giger mit seinem Schaffen Filme – und auch für CD-Covers und Video-Clips wurde der Künstler kreativ. Der Künstler war ein Star – bereits 1988 durfte er sich über seine erste Bar in Tokio freuen. 1992 folgte schliesslich die Giger-Bar in Chur. Sechs Jahre später eröffnete im freiburgischen Gruyères ein Museum, welches sich dem Schaffen Gigers widmet. Die Einweihung seines eigenen Platzes durfte er nicht mehr miterleben. Knapp anderthalb Jahre nach seinem Tod wurde an der Ecke Storchengasse/Vazerolgasse eine Gedenktafel feierlich befestigt - dort wo Giger einst aufwuchs. 

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Hier wohnte einst der berühmte Künstler H.R. Giger - heute ist ein Platz nach ihm benannt. BILD NADIA KOHLER

Hegisplatz

Einst hiess der Hegisplatz Süsswinkel oder Süsser-Winkel-Platz, wie der Website der Stadt Chur zu entnehmen ist. Aber auch «Platz zum nüwen Turm» wurde er früher einmal genannt.
 
Der Brunnen in der Mitte diente einst den umliegenden Haushalten als Wasserspender. Rechts vom Haus mit den grünen Fensterbalken (nicht im Bild) steht ebenfalls ein Gebäude mit viel Geschichte. Es handelt sich um das Haus «Zum Meerhafen», welches eines der ältesten Wohnhäuser der Altstadt ist. Woher der Name stammt, ist unbekannt.

Mehr glaubt man hingegen über die Benennung des Platzes zu wissen. Den heutigen Namen geht demnach auf eine Zürcher Familie namens Hegi zurück, welche im 16./17. Jahrhundert eines der Häuser am Platz bewohnte. 

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Der Hegisplatz - ein ruhiger und geschichtsträchtiger Ort.. BILD NADIA KOHLER

Der Obelisk

Vor knapp zwei Jahren rückte das Vazerol-Denkmal in den Fokus der Presse. Der Obelisk, der über 130 Jahre alt ist und sinnbildlich für die Entstehung Graubündens steht, war in die Jahre gekommen. Er hatte einen Frühlingsputz nötig. Doch lange wurde der Ball bzw. der Schrubber hin und her geschoben, wie die suedostschweiz.ch berichtete. Heute erstrahlt das Denkmal als Erinnerung an den Zusammenschluss des Gotteshausbundes, des Grauen Bunds und des Zehngerichtebunds in Vazerol im Jahr 1471. 

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Erstrahlt wieder in neuem Glanz - der Obelisk auf dem Regierungsplatz.  BILD NADIA KOHLER

Der längst vergessene Nachtwächter

Lust auf eine Reise ins 18. Jahrhundert? Dann seid ihr nur wenige Meter vom Hegisplatz entfernt an der richtigen Stelle. Dort findet ihr die letzte Pechpfanne, welche im Spätmittelalter als Strassenbeleuchtung diente. Sie erhellten wichtige Gassen und Plätze. 1859 gab es in Chur noch zwölf Nachtwächter, welche für die Sicherheit durch die Stadt wanderten und die Pechpfannen im Blick behielten. Dabei sangen sie beim Schlagen der Turmuhr jeweils den gleichen Vers. Gemäss der Tafel unterhalb des historischen Relikts heisst es, dass in der Silvesternacht 1887 zum letzten Mal dieser Wächterruf durch die Gassen von Chur hallte. 

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Früher gang und gäbe - heute ein Einzelstück: Die etwas andere Laterne. BILD NADIA KOHLER

Lust auf mehr? Nach der Corona-Krise lege ich euch eine Tour durch unsere schöne Altstadt mit den Experten von Chur Tourismus ans Herz. 

26. März 2020

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