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Carol Bernhard lebt für ihre Leidenschaft und wagt gerne Neues. FOTO NADIA KOHLER

Carol Bernhard, die Macherin

Wer in Chur ein kleineres Kleidergeschäft betreten möchte, der tut dies wohl meist in der Churer Altstadt. Der Weg zu «Frida», der Boutique von Carol Bernhard, führt jedoch nicht entlang der gepflasterten Gassen innerhalb der alten Stadtgemäuer sondern mitten durch die Churer Ausgangs- und Rotlichtmeile, das Welschdörfli. Eine Strasse, die von Passanten eher selten bei Tageslicht frequentiert wird. Hier – zwischen Bars, Kebab-Shops und Etablissements für gewisse Stunden – hängt ein grosses «Open»-Schild an einer Tür. Eine Tür, gesäumt von grossen Schaufenstern, in welchen trendy Kleider ausgestellt sind.

 

Wer «Frida» betritt, wird oft gleich von Carols Französischer Bulldogge Beja begrüsst, welche je nach Stimmung direkt eine grosse Portion Kraulen einfordert, bevor sie einem den Laden zum Erkunden freigibt. Ein kurzer Blick durch die Räumlichkeiten verrät, dass man hier keine Nullachtfünfzehn-Klamotten finden wird. In dieser Boutique kleiden sich urbane Frauen und Männer mit Flair für neue Trends. Die Kleidungsstücke hier findet man nicht bei jedem x-beliebigen Grosshändler.

 

Ladenbesitzerin Carol ist selbst das beste Aushängeschild für ihr Business. «Ich würde alles in meinem Laden auch selbst tragen», erklärt sie. Und dieses Credo verfolgt sie seit Tag Eins ihrer mittlerweile sechs Jahre dauernden Selbständigkeit.

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Carol und ihre französische Bulldogge Beja. FOTO NADIA KOHLER

Einfach mal machen

Gelernt hat die gebürtige Samnaunerin aber nicht etwa im Verkaufsbusiness. Carol absolvierte zu Hause eine Lehre als Kauffrau auf dem örtlichen Tourismusbüro. Ursprünglich interessierte sie sich zwar für eine Coiffeur-Lehre, da Carol gemäss eigenen Aussagen damals aber zu scheu dafür war, musste sie diesen Plan an den Nagel hängen. Wer die 28-Jährige heute kennt, würde niemals denken, dass ausgerechnet fehlende Offenheit und Mut sie an ihrem ersten Ausbildungsplan zu hindern vermochten. Carol ist eine erfolgreiche Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht und Herausforderungen anpackt. Eine Macherin.

Als sie sich vor sechs Jahren für die Selbständigkeit entschied, lautete ihr Motto deshalb auch «learning by doing». Ausgestattet mit einer abgeschlossenen KV-Ausbildung und ein wenig Verkaufserfahrung hob sie «Frida» aus der Taufe. «Am Anfang hatte ich schon etwas Angst», gesteht sie offen. Die Unterstützung der Familie und ihres Mannes halfen ihr jedoch durch jede schwierige Situation. Deshalb empfiehlt sie auch anderen Frauen: «Macht es nicht alleine!»

Nicht der eigene Geschmack zählt

Beim Blick zurück auf die Anfänge der Boutique kommt auch der eine oder andere Ladenhüter zum Vorschein. «Ich musste lernen, was nicht nur mir sondern auch meiner Kundschaft gefällt. So landete anfangs auch das eine oder andere Teil rasch im Sale», erzählt Carol mit einem Lachen. Doch dies sollte sich mit wachsender Erfahrung ändern.

Die Idee für ihren eigenen Laden kam Carol beim Shopping in den Ferien. Ferien – etwas, das sie in den vergangen sechs Jahren jedoch eher selten gemacht hat. Hätte sie ihr Mann nicht ab und an zu einer Auszeit gezwungen, wären es nicht mal die acht Wochen Ferien geworden, die sie sich seit der Eröffnung gegönnt hat, wie sie weiter gesteht. Für einen Angestellten ein wohl kaum denkbarer Zustand, aber für die Unternehmerin selbstverständlich. Und ihr grosser Effort zahlt sich aus: Die Kundschaft nimmt den Umweg ins Welschdörfli regelmässig in Kauf, um neue Kleider zu kaufen.

Ende März wird «Frida» dennoch schliessen. Nicht etwa, weil der Laden nicht mehr rentieren würde, sondern weil sich Carol Zeit für neue Projekte und zunächst etwas mehr Freizeit gönnen möchte.

Neues Geschäft nicht ausgeschlossen

Wie die neuen Pläne genau aussehen, will sie jedoch noch nicht verraten. Nur so viel: Seit kurzem gewähren Carol und ihr Mann auf dem eigenen YouTube-Channel einen Einblick in ihr gemeinsames Leben und geben ihrer Community interessante Tipps und Tricks für alle möglichen Lebenslagen. Die Videos sind sozusagen auch ein Teaser für die Zukunft.

Carole und ihr Mann Marcel nehmen euch mit auf einen Rundgang im Loft.  QUELLE: YOUTUBE

Langweilig wird der 28-Jährigen so oder so nicht. Seit einigen Jahren modelt die Samnaunerin nebenbei und kann sich vorstellen, künftig vermehrt Model-Aufträge anzunehmen. «Für eine Vollzeitkarriere als Model bin ich aber zu alt», erklärt Carol lachend. 


Das Model-Standbein verdankt die umtriebige Geschäftsfrau ihrer Schwester und ihrer Tante. Diese hatten sie einst zur Wahl der «Miss Südostschweiz» angemeldet und ihr damit die Türe zu einer Modelagentur aufgestossen. Mittlerweile ist Carol nicht nur auf Kampagnen-Fotos verewigt, sondern ziert auch ein Wandgemälde im Churer Club «Viva» – nur einen Steinwurf von ihrer Boutique entfernt. Gezeichnet wurde das Bild von niemand geringerem als dem Churer Street-Artist Bane. Und auch wenn Carol mittlerweile alles andere als das scheue Mädchen aus Samnaun ist, welches einst der Liebe wegen nach Chur zog, wird sie immer noch etwas verlegen, wenn man sie auf das Gemälde anspricht. Anders jedoch, wenn es ums Geschäftliche geht. Dann tritt sie äusserst bestimmt auf und schenkt Fans ihres Kleidergeschmacks Hoffnung. «Ich schliesse nicht aus, dass es irgendwann eine ‘Frida 2.0’ geben wird». Denn eines hat Carol in ihrem Leben gelernt: «Einfach machen, einfach ausprobieren!»

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